Papier im Kreislauf

Das mittlerweile 33. INGEDE-Symposium stand heuer unter dem Motto „Mehr erreichen beim Papierrecycling“ und umfasste ein äußerst dicht gedrängtes Vortragsprogramm zu den Bereichen Altpapiersammlung und -recycling. Die INGEDE als Interessensvertreter der Papierrecycler rückte mit diesem Format einmal mehr die breite Bandbreite der Herausforderungen und Problemfelder im Kontext des Wertstoffs »Altpapier« in den Mittelpunkt. Text: Ing. Katja Erhart-Viertlmayr, MBA

NGEDE-Symposium

Ein erster Themenbereich von Two Sides Germany befasste sich mit dem viel diskutierten »Print vs. Digital« und zeigte auf, dass die Betrachtung von »digital = nachhaltig« häufig etwas kurz gegriffen ist, bleiben doch Energieeinsatz, Global Warming durch hohen Kühlbedarf von Serverfarmen, Elektronikschrott am Ende und der Einsatz seltener Erden am Beginn der Digital-Kette häufig außer Ansatz. Auf der anderen Seite wird Kreislaufwirtschaft im Papierbereich schon seit Jahrzehnten gelebt und gewährleistet mittlerweile, dass ca. 75 % des gesamten Papiers in Europa mehrfach recycelt werden und alle Teile eines Baums, also auch Durchforstungsholz und Sägespäne, verarbeitet werden.

Papier ist ein CO2-Speicher zum Angreifen
Nur 0,8 % der gesamten europäischen Emissionen stammen aus dem Papier-, Zellstoff- und Drucksektor, wobei mehr als 96 % des Stroms der europäischen Papierindustrie in hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen vor Ort erzeugt werden und der größte Teil der eingesetzten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.

Nachdem die EU Packaging und Packaging Waste Regulation PPWR Wiederverwertbarkeit von Verpackungen als Kernanforderung verlangt, ist Recyclierbarkeit auch in diesem Bereich immer relevanter, längst bei den großen Markenherstellern angekommen und essenzieller Teil der Unternehmens-Strategien. Um diese Anforderungen europaweit zu harmonisieren, wird an einer Recyclingmethode gearbeitet, die endlich in allen EU-Ländern gleiche Anforderungen sicherstellen soll.

Faserbasierte Verpackungen, mit all ihren Herausforderungen an technische Anforderungen und Recycling, sind hier klar auf dem Vormarsch, und Faserguss-Verpackungen statt Kunststoff-Blistern (z.B. Gilette Rasierklingen) sind Beispiele innovativer Verpackungslösungen, die durch Füllstoffoptimierung der Fasermischung optisch ansprechendes Design und problemloses Recycling zugleich ermöglichen.

Hoher Sortieraufwand
Zunehmend problematisch für das Recycling von graphischen Papieren stellt sich der steigende Anteil an Verpackungen im Altpapier dar: Lagen diese (vorwiegend braunen) Anteile 2015 bei ca. 40 %, wird bis 2030 ein Anstieg auf ca. 70 % erwartet, wodurch sich eine enorme Steigerung der Sortierkosten ergibt, da immer mehr Gesamt-Altpapiermenge sortiert werden muss, um zur selben Menge an höheren Altpapierqualitäten zu gelangen, die sich für graphische Papiere eignen. Um diesem Mengen-Problem zu begegnen, wird großer Aufwand im Bereich der Forschung und Entwicklung beim Sortieren einerseits betrieben, andererseits erreicht man auch durch die Zugabe anderer Faserstoffe, wie Stroh, Gras oder Silphie – etwa in Kombination mit opaken Beschichtungen – bereits vielversprechende Ergebnisse für Verpackungen und auch graphische Papiere.

Was der INGEDE nach wie vor ein Dorn im Auge sind, sind Verbundstoffe: Sei es der Kartonmantel beim Joghurtbecher, der viel zu selten seinen Weg ins Altpapier findet, oder auch beschichtete Papiere oder Aufkleber der Rabattmarkerl der Supermarktketten sowie nicht verwendete Rücksendeetiketten, die statt auf einen Verpackungskarton geklebt im Altpapier landen.

Recycelfähigkeit
Durchwegs problematisch im Bereich des Deinkings sind (nach wie vor), viele Inkjet-Anwendungen, viele wasserlösliche Tinten, UV-Farben, Drucke der Indigo und auch die herkömmliches Thermopapier ersetzenden blauen Kassenzettel, die aufgrund der enthaltenen Farbstoffe zum Restmüll gehören und nicht ins Altpapier. Bei den Klebebändern hingegen gibt es mittlerweile gut recycelbare Produkte, z.B. von Fabo.

Ein breites Feld also, das die Recyclingbranche hier zu bespielen hat. Druckereien leisten hierbei einen wesentlichen Beitrag, indem sie deinkbare Farben verwenden, UV-bedrucktes (Indigo-)Papier gesondert sammeln und über Umweltzeichen und Ecolabel den Konsumenten sichtbar machen, welche Druckprodukte alle vier Säulen eines nachhaltigen Produkt-Kreislaufs abdecken: Fasern aus Altpapier oder nachhaltiger Herkunft, umweltfreundliche Papierherstellung und auch Druckproduktion sowie eine problemlose Recyclierbarkeit des Endprodukts.

Die immer mehr in den Fokus geratende Greenwashing-Thematik lässt sich auf diese Weise einfach entkräften: Offizielle Label wie das Umweltzeichen oder auch Chain-of-Custody-Zertifikate, wie PEFC und FSC, werden von unabhängigen Dritten kontrolliert und sind somit anerkannte Siegel für nachweislich ökologische Druckprodukte.

www.erhart.biz

0

Dein Warenkorb

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen