„Trotz vorübergehender Einstellung der Produktion Anfang April 2018 und der insolvenzbedingten Freistellung von nahezu 280 Mitarbeitern, haben wir die Bemühungen für eine Fortführung von Scheufeln nie aufgegeben,“ sagt der Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun aus Stuttgart. „Insbesondere das in Lenningen entwickelte Graspapier samt entsprechendem Produktions-Know-how war Ansporn, alle Möglichkeiten für den Erhalt des Unternehmens auszuschöpfen“.
Der Neuanfang wird durch das Engagement eines Investorenkonsortiums, bestehend aus Green Growth Fund 2 (Wermuth Asset Management), Nordia Invest und Scheufelen Equity Partners, möglich. Das Konzept der Investoren sieht neben dem aus Grasfaser und Zellstoff hergestellten Graspapier, das Mitte 2017 für eine kleine Revolution auf dem Papiermarkt gesorgt hatte, die Produktion und Fortentwicklung der Scheufelen Premiumpapier-Produkte vor (insbesondere des hochweißen Verpackungskartons Phoenolux), verzichtet aber auf die von hohem Margendruck belasteten Bilderdruckpapiere, die letztlich Grund für die Insolvenz waren.
Mit dem Graspapier hatte Scheufelen versucht, sich unabhängiger von den Zellstoffmärkten zu machen. Graspapier ist ein nachhaltiges und kostengünstiges Frischfaserpapier mit erheblichen Einsparungen an Wasser-, Chemie- und Energiebedarf bei der Produktion. Zudem wachsen Grasfasern im Gegensatz zu Faserstoffen aus Holz innerhalb kürzester Zeit nach. „Große internationale Konsumgüterhersteller und Verbraucher haben ihr Interesse an Graspapier trotz der schwierigen Situation bei Scheufelen immer wieder unterstrichen“, sagt Geschäftsführer Stefan Radlmayr, der bei der Scheufelen GmbH künftig die Geschäfte leiten wird. „Das hat die Investoren ermutigt, auf den Entwicklungsvorsprung als gute Grundlage für zukünftiges Wachstum bei Scheufelen zu setzen.“
Die Entwicklung der Scheufelen Produkte werden auch künftig vom Packaging Campus Lenningen in Kooperation mit der Hochschule der Medien in Stuttgart und weiteren Partnern begleitet. Der Packaging-Campus wird seine Aktivitäten in Lenningen verstärken, weitere Forschungs- und Technikumseinrichtungen rund um das Thema Ressourceneffizienz und alternative Faserstoffe sollen folgen.