John Warnock – der Erfinder von PostScript und PDF ist verstorben

Der Digitaldruckpionier, prinux, hat zum Ableben von John Warnock einen wertvollen Artikel auf Linkedin gepostet, der es auf den Punkt bringt, was er für die Publishing-Branche geleistet hat. Unsere Branche – und nicht nur diese – wäre also eine komplett andere, hätte es John Warnock nicht gegeben.

John Warnock

Am 19. August 2023 ist ein Mann gestorben, ohne den die ganze heutige Welt anders aussähe – und zwar buchstäblich anders: Jedes Buch, jedes Magazin, jeder Prospekt, jedes Plakat, jedes Schild, jede Visitenkarte – kurz: so gut wie jedes professionell gedruckte Dokument entsteht heute auf Basis von Software, die er und das von ihm mitgegründete Unternehmen erfunden haben. Die Rede ist natürlich von John Warnock bzw. Adobe, PostScript und PDF.

Über John Warnocks Tod wurde in Europa, abgesehen von einigen Fachmedien, nur in Randnotizen berichtet. Doch was er geschaffen hat, wäre wesentlich größere Schlagzeilen wert: Postscript und PDF sind die ersten weltweit akzeptierten – und bis heute mit Abstand führenden – Standards für die Ausgabe bzw. Darstellung und den Austausch von komplex formatierten Dokumenten. Erst diese Standards haben die rasante Entwicklung der grafischen Industrie ermöglicht – von Desktop Publishing über Digitaldruck bis zum Electronic Publishing.

Natürlich kann man der Meinung sein, dass irgendwann statt PostScript eben eine andere Seitenbeschreibungssprache die Welt erobert hätte. Doch wenn überhaupt, wäre das wohl erst viel später geschehen. Denn in der Prä-PostScript-Zeit waren herstellerübergreifende Standards verpönt: So setzte z. B. Warnocks früherer Arbeitgeber Xerox die von ihm und Geschke entwickelte Sprache Interpress – eine Art Vorgänger von PostScript – ausschließlich für Xerox-Maschinen ein. Heute kann man froh sein über diese Engstirnigkeit – denn sie war der Impuls, bei Xerox zu kündigen und Adobe zu gründen.

Nicht nur Xerox wollte sein eigenes Süppchen kochen. Die meisten alteingesessene Satzmaschinenhersteller in Europa dachten gar nicht daran, ihre proprietären System zu öffnen und dann auch noch Lizenzgebühren an eine amerikanische Softwarebude zu bezahlen (Ausnahme: Linotype). Warnock und Co ließen sich nicht beirren – und setzten sich zum Glück durch.

Der Kampf wiederholte sich bis zu einem gewissen Grad bei PDF. Tenor: »Wozu ein neues Dokumentformat, das nicht einmal gescheit editierbar ist – wenn es doch Microsoft Office gibt?« Im lesenswerten Nachruf der Washington Post (https://lnkd.in/e7nSM-_K) gibt es dazu als Beispiel eine Anekdote, die von einem Meeting mit ahnungslosen IBM-Managern erzählt. Aber John Warnock wusste auch hier ganz genau, was er tat – und auch seine zweite große Idee setzte sich schließlich durch.

Unsere Branche – und nicht nur diese – wäre also eine komplett andere, hätte es John Warnock nicht gegeben.

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