Eine offene Plattform für Kreative

Wir besprechen mit Ingo Eichel, wie sich Adobe als Anbieter verschiedenster Lösungen für Kreative positioniert und mit aktuellen Herausforderungen unserer Zeit umgeht. Das Gespräch führte René Andritsch.

Ecosystem

Graphische Revue: Sie sind Senior Manager bei Adobe. Die Sparte heißt Creative Cloud Ecosystem Development. Erklären Sie unseren Lesern bitte, was das bedeutet.
Ingo Eichel: Ich bin Teil des Platform-and-Ecosystem-Teams bei Adobe. Die Creative Cloud ist bereits heute die größte offene Entwicklerplattform für Kreativität und unser Ziel ist es, unseren Kunden zu helfen, besser, schneller und vernetzter zu arbeiten, egal wo und wie sie das tun. Das heißt, wir erweitern Schnittstellen zu den Creative-Cloud-Produkten und -Services durch APIs oder entsprechende Entwicklertools, aber auch Integrationen, die in unserem Team entstehen – wie zum Beispiel: die Integration mit Slack, MS Teams, Gmail oder Zapier.

Mit dem Begriff Ecosystem beschreiben wir die Entwickler und Partner, die Plug-ins, Integrationen oder Lösungen in Verbindung mit der Creative Cloud entwickeln. Mein Job ist es, mich um bestehende Partner zu kümmern, neue Entwickler zu akquirieren und die Vorteile von Partnerlösungen innerhalb und außerhalb von Adobe bekannter zu machen.

Die Corona-Krise hat das Arbeitsleben vieler Menschen auf den Kopf gestellt. Für viele ist das Homeoffice zu einer neuen Umgebung geworden. Wie haben Sie das selbst wahrgenommen und wie unterstützt Adobe seine Mitarbeiter in dieser Hinsicht? Mit welchen Produkten hilft Adobe Usern bei der Arbeit von zu Hause?
Für mich ist Homeoffice seit 10 Jahren Alltag und seit zwei Jahren bin ich der einzige Europäer in einem amerikanischen Team. Aus dieser Sicht hat Corona für mich wenig verändert – bis auf die Reisen, die natürlich alle durch Online-Meetings ersetzt wurden. Adobe ist aber weltweit ins Homeoffice gegangen und das war natürlich für sehr viele ein großer Schritt.

In Summe läuft das aber reibungslos und Adobe unterstützt die Mitarbeiter mit Office-Equipment, neuen Networking-Formaten und Workshops sowie variablen Möglichkeiten die Arbeitszeiten zu steuern. Die Möglichkeiten, über die Cloud zu arbeiten und auch mithilfe von Integrationen mit Kollegen über andere Tools zusammenzuarbeiten, helfen uns bei Adobe, aber auch unseren Kunden. Und Lösungen wie Adobe Sign für elektronische Unterschriften sind in diesen Zeiten natürlich besonders wertvoll. Adobe hat etliche Maßnahmen unternommen, um Kunden in dieser Phase zu unterstützen.

Die dramatischen Ereignisse rund um den Tod von George Floyd haben einmal mehr die großen gesellschaftlichen Herausforderungen aufgezeigt, vor denen wir im 21. Jahrhundert stehen. Adobe beschäftigt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Entwicklerinnen und Entwickler rund um den Globus. Wie geht Adobe mit dem Thema soziale Gerechtigkeit um?
Adobe bezieht hier ganz klar Stellung. Wir unterstützen „Black Lives Matter“, haben interne Initiativen zu Inklusion und Diversität (Adobe for all) und unterstützen verschiedene NGOs. Das sagt unser CEO Shantanu Narayen zu diesem Thema: „Adobe’s values – genuine, innovative, involved, and exceptional – are built on the foundation that our people and how we treat one another are what makes us a great company. Diversity is about valuing the unique life experience that every employee brings to work every day. Our success is dependent upon it.“

Die Entwicklung digitaler Medien nimmt stetig zu. Adobe hat eine große Anzahl an Programmen, die dieses Feld abdeckt. Wie groß bleibt die Unterstützung von Programmen für den Print-Bereich für die Zukunft? Im Speziellen, wie sieht die Zukunft von InDesign aus?
Selbst InDesign ist ja schon lange deutlich mehr als „nur“ ein Tool für den Print-Bereich. Die meisten InDesign-Dokumente enden als „pixel-perfect“ PDF – ob sie dann gedruckt werden, ist eine andere Frage. Aber ja, auch Print ist für uns und für unsere Kunden nach wie vor extrem wichtig. Und InDesign ist dafür unser Flaggschiff. Wir sind gerade dabei, die Performance zu verbessern und etliche Bugs zu entfernen. Daneben gibt es viele neue Funktionen und im Juni haben wir gerade „Share for Review“ eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Funktion, mit der man das InDesign-Dokument einfach mit anderen teilen kann, um Feedback zu erhalten – ohne dass diese InDesign oder einen Account benötigen. Und seit zwei Jahren haben wir Duden (inklusive Österreich-Wörterbuch) nativ in InDesign integriert.

Adobe stattet seine Programme immer mehr mit Funktionen aus, die auf eine künstliche Intelligenz (maschinelles Lernen) namens Adobe Sensei zurückgreifen. Können Sie uns etwas mehr darüber erzählen und welche Programme profitieren am meisten davon?
Viele Arbeiten, die Kreative heute ausführen, sind repetitiv. Vieles davon kann man über maschinelles Lernen automatisieren und somit den Kreativen diese Arbeit abnehmen oder erleichtern. Adobe Sensei findet sich inzwischen in allen Programmen und es werden weitere Funktionen hinzukommen bzw. bestehende Funktionen verbessert. Als Beispiel dienen unter anderem das automatische Freistellen und Entfernen des Hintergrunds in Photoshop oder die Möglichkeit, in Adobe Premiere ein Video zu beschneiden, indem automatisch dem Hauptobjekt gefolgt wird.

Bei der Arbeit mit Computer-Programmen sind Nutzerinnen und Nutzer auch mit Abstürzen oder anderen Problemen konfrontiert. Adobe hat hierzu verschiedene Foren unter dem Namen UserVoice ins Leben gerufen. Sind diese ausreichend bekannt und werden Sie auch entsprechend genutzt?
Uservoice ist eine Plattform, die wir für verschiedene Produkte nutzen, um transparenter mit unseren Kunden zu Bugs und Feature Requests zu kommunizieren. Unter indesign.uservoice.com kann man sehen, welche Funktionen sich andere für InDesign wünschen oder welche Bugs zurückgemeldet werden. Oft sieht man auch Kommentare oder Rückfragen von den InDesign-Produktmanagern oder Entwicklern. Man kann eigene Feature Requests eintragen oder für bereits bestehende abstimmen. Gerade dieses Abstimmen ist wichtig, weil es für alle sichtbar macht, welche Funktionen gefragt sind. Das hat häufig eine Priorisierung auf unserer Seite zur Folge.

Viele Leserinnen und Leser nutzen wahrscheinlich InDesign. Wie stehen Sie zu den Mitbewerbern Quark Xpress und seit Kurzem auch Affinity Publisher? Und was kann Adobe von der Konkurrenz lernen?
Konkurrenz belebt das Geschäft. Und sicher ist es spannend zu sehen, wie einzelne Tools mit bestimmten Themen umgehen. Wir sehen uns aber wie zu Beginn beschrieben inzwischen viel eher als Anbieter einer offenen Plattform für Kreative als eine Sammlung kreativer Tools.
Wir verbessern einzelne Werkzeuge wie InDesign weiterhin im Detail und bringen neue Funktionen auf den Markt. Darüber hinaus entwickeln wir aber Services wie Adobe Fonts, CC Libraries oder das gerade bei InDesign vorgestellte Share for Review und bieten immer mehr Möglichkeiten für Integrationen mit anderen Systemen. Viele Kunden nutzen auch Automatisierungslösungen in Verbindung mit dem InDesign-Server oder über Skripte und Plugins – von unserem Netzwerk aus, entwickelt von mehreren Tausend externen Entwicklern.

Apple hat auf der diesjährigen WWDC den Übergang von Intel-Prozessoren zu einer eigenen Recheneinheit namens Apple Silicon angekündigt. Was erwarten Sie sich von dieser Entwicklung und worauf können sich Mac-Nutzer freuen?
Am Beispiel der Demos von Lightroom und Photoshop kann man erkennen, dass wir hier sehr eng mit Apple zusammenarbeiten, um die Vorteile von Apple Silicon mit den Creative Cloud Apps nutzen zu können. Um zu sagen, was das genau für User und unsere eigenen Entwicklerteams bedeutet, ist es noch zu früh.

Vielen Dank für das Gespräch!

www.adobe.com

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