„Das Marketing stellt in jedem Unternehmen eine Nahtstelle zwischen analoger und digitaler Welt dar. Schließlich bildet es den Knotenpunkt für Prozesse aus vielen anderen Bereichen, wie beispielsweise Produktmanagement und Sales“, ist Wolfgang Erlebach, Geschäftsführer des auf Marketing-Technologien spezialisierten IT-Dienstleisters Premedia, überzeugt. Print wird dabei von vielen als Synonym für das Analoge und Alte angesehen, das im Zuge der digitalen Transformation als Erstes auf dem Abstellgleis landen sollte. Das ist allerdings ein Irrglaube. Am Beispiel Print zeige sich, dass wirklich alles digitalisiert werden müsse. So hat beispielsweise J.u.A. Frischeis, Österreichs größter Händler für Holz und Holzwerkstoffe mit 57 Standorten in 17 Ländern, seine Print-Prozesse mit Unterstützung von Premedia erfolgreich automatisiert. „Durch den Einsatz systemgestützter und maßgeschneiderter Software konnten Zeit und Kosten reduziert, sowie Arbeitsprozesse merklich verbessert werden. Unsere internationale Katalogproduktion läuft nun zu 90 Prozent automatisiert ab und unsere Mitarbeiter können sich wieder vermehrt auf kreative Aufgaben konzentrieren. Wir benötigen nun nicht einmal mehr die Hälfte der Zeit für die Produktion“, freut sich Stefan Gotsmy, Project Manager bei J.u.A. Frischeis.
Heimische Hidden Champions als Vorreiter
Glaubt man bösen Stimmen, ist klassisches Print-Marketing sowieso bereits seit Jahren tot. Allerdings löst Experten zufolge auch Massenansprache auf digitalem Wege, beispielsweise über E-Mail-Newsletter, längst keine Begeisterung mehr bei Konsumenten aus. Kommunikation nach „Gießkannenprinzip“ – idente Ansprache für alle – hat auch laut Erlebach sowohl im Online-, als auch im Print-Bereich ausgedient. Stattdessen müssten Marketing-Teams innovative Wege finden, um zu Kunden durchzudringen. „Digitalisierte, personalisierte Print-Kommunikation bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich vom Wettbewerb und dem übersättigten Online-Markt abzuheben. Immer mehr heimische Unternehmen erkennen in dieser Nische auch eine Chance und nutzen sie für sich“, berichtet der IT-Experte.
So beispielsweise auch das Unternehmen Raiffeisen Immobilien Oberösterreich, das mit über 100 Mitarbeitern und 25 Büros Immobilien und Projekte in ganz Oberösterreich vermarktet. „Um Kunden individuell anzusprechen und Objekte bestmöglich zu vermarkten, setzten wir auf personalisierte Werbematerialien“, so Mag. Christina Bangerl, Marketing Raiffeisen Immobilien Oberösterreich. Das Prinzip von personalisierter Werbung kennt jeder, der bereits einmal über Amazon bestellt hat: Produktempfehlungen, die angezeigt werden, sind nicht beliebig, sondern bauen auf einer Historie und auf persönliche Präferenzen auf. „Konsumenten erwarten relevante und zielgerichtete Kommunikation. In digitalen Kanälen gab es hier in den letzten Jahren große Fortschritte, im analogen Bereich besteht noch Aufholbedarf. Die Technologie dafür gibt es bereits. Am Willen, die digitale Transformation für Print-Produkte proaktiv in Angriff zu nehmen, mangelt es vielerorts noch“, meint Premedia-Geschäftsführer Erlebach.
Nachhaltigkeit bedeutet bedarfsgerechte Produktion
Genauso wie das Thema Digitalisierung in den letzten Monaten in den Fokus gerückt ist, hat auch der Nachhaltigkeitsgedanke weiteren Aufschwung erfahren. Masse und Verschwendung gelten als Begriffe der Vergangenheit, bewusster Konsum wird hingegen großgeschrieben. Erlebach ist sich sicher: „Ein weiterer Grund, weshalb Print in der klassischen Denkweise keine Zukunft hat. Digitalisierung in diesem Bereich bedeutet auch bedarfsgerechte Produktion.“. So macht es beispielsweise die Bausparkasse Wüstenrot mit Sitz in Salzburg. „Durch die Umstellung der Print-Prozesse auf „on demand“ konnten die Lagermenge und die Lagerkosten um mehr als 40 Prozent reduziert werden, während die Aktualität der Werbemittel jederzeit sichergestellt wird“, berichtet Nina Tamerl, Head of Innovation, Product & Marketing der Wüstenrot-Gruppe.