Dabei stellte er den sogenannten Trendindex vor, der das Stimmungsbild von Innovationsmanagern widerspiegelt. Ein Drittel von ihnen antwortete, dass sie Innovationen verhindert haben, weil sie fürchteten, dass die Innovationen nicht umgesetzt werden. Angst, Macht und der fehlende Glaube an die Idee waren typische Gründe für diese Haltung.
„Man wird Entwicklung nicht stoppen können“, erinnerte Wallner an vielen Beispielen aus der Geschichte. Er machte klar: „Wir erleben alle zwei Jahre eine Verdopplung des Wissens.“ Wallner sieht eine exponentielle Entwicklung: „Alles wird schneller und komplexer“, analysierte er.
Der Trendforscher sprach über das immer „vernetztere Leben“ und zeichnete das Bild einer mobilen Zukunft. Dazu zeigte er ein Foto, auf dem die erste in 3D ausgedruckte Villa der Welt zu sehen ist. Mit eindrucksvollen Zahlen veranschaulichte er die digitalen Datenmengen: Über 70 Exabyte (Exabyte steht für eine Trillion Bytes) fließen monatlich durch das Web, 220 Milliarden E-Mails und 40 Milliarden WhatsApp-Nachrichten werden täglich verschickt.
Für 2020 wird prognostiziert, dass weltweit 50 Milliarden vernetzte Geräte im Einsatz sein werden. „Zeiträume verkürzen sich, das Tempo ist erstaunlich“, so Wallner, der verschiedene Innovations-Beispiele aus unterschiedlichen Branchen vorstellte. „Wir geben Dinge von uns preis und bekommen bessere, weil maßgeschneiderte Angebote“, sagte der Trendforscher zum Thema persönliche Daten im Netz. Am Beispiel des Handels zeigte er den Wechsel von Aufmerksamkeit zu Anerkennung auf. „Anerkennung zu erlangen ist viel schwieriger als Aufmerksamkeit. Alles ist hochindividualisiert und hochtechnisiert, das soll die früher übliche persönliche Beratung ersetzen“, bilanzierte er.
Zum Ende seines Vortrags berichtete er über Jack Wang, der herausgefunden hat, dass jeder einen besonderen Bakterienmix in sich trägt. „Wer diese Information hat, kann ganz individuell abgestimmtes Essen anbieten“, sagte Wallner. Wang ist derjenige, der diesen individuellen Bakterienmix entschlüsseln und entsprechend angepasste Nahrung anbieten will. Er verspricht den Menschen so eine Lebenserwartung von über 150 Jahren.
Für die Arbeitswelt prognostiziert Wallner große Veränderungen: Die Lebenserwartung steigt, 40 Prozent arbeiten als Angestellte, 20 Prozent sind Selbstständige und 40 Prozent Projektarbeiter. „Es bleibt zukünftig eine immer größere Lücke von Arbeitskräften, die fehlen werden“, so Wallner und zeigte einige Kuriositäten auf: Das größte Taxiunternehmen der Welt hat keine eigenen Taxis (Uber) und das weltweit größte Filmhaus besitzt keine Kinos (NetFlix).
Am zweiten Tag der DOXNET Jahreskonferenz sprach Dr. Boris Nikolai Konrad über die künstliche Intelligenz und ging der Frage nach, ob wir schlauer bleiben als Roboter. Der als „Superhirn“ bekannte Hirnforscher, Informatiker und Gedächtnistrainer verblüffte mit einer phänomenalen Gedächtnisleistung: Innerhalb einer Minute und 21 Sekunden prägte er sich ein komplettes Kartenspiel ein und gab die Reihenfolge der über 50 Karten bis auf einen kleinen Fehler perfekt wieder. Die Technik, diese Art zu denken zu lernen, stammt aus der Zeit vor Christus.
Konrad beschrieb die Struktur des Gehirns, stellte unter anderem das limbische System vor, das Emotionen und das Gedächtnis steuert, und beschrieb spannende Fälle aus der Neurologie. Londoner Taxifahrer stehen beispielsweise vor einer besonderen Herausforderung: Wer hier seinen Taxischein machen möchte, der muss 20.000 Straßennamen auswendig kennen. „Wer diese Prüfung besteht, wird im nächsten Leben als Navi geboren“, scherzte Konrad.
In der Medizin bringt die künstliche Intelligenz entscheidende Fortschritte. Ein Beispiel: Künstliche Technik kann Hautkrebs besser erkennen und vorhersagen als ein Dermatologe. Die Erkenntnis für die Tumorerkennung lautet: „Schau dir nicht den Tumor selbst an, sondern die Zellen um den Tumor herum.“
Boris Nikolai Konrad gab zu bedenken, dass künstliche Intelligenz auch als große Gefahr gesehen wird. Seine Botschaft lautete aber: Künstliche Intelligenz kann gewisse Dinge sehr gut. Man sollte sich mit dem Thema beschäftigen und überlegen, was man selbst daraus lernen kann.