Vor etwa einem Jahr machte sich Hans Oberbichler gemeinsam mit Produktionsleiter Michael Platter auf den Weg zu KBA nach Radebeul, denn es stand bei dem Osttiroler Unternehmen eine Ersatzinvestition für eine in die Jahre gekommene Achtfarbenmaschine an. Im Rahmen einer Open House konnten die beiden hautnah die Unterschiede zwischen konventioneller, HR- und LED-UV-Trocknung vergleichen. Die dabei gewonnenen Eindrücke fasste Produktionsleiter Michael Platter kurz und bündig zusammen: „LED-UV, das ist die Zukunft.“ Alles andere könne man vergessen. Und selbst HR-UV mit eisendotierten UV-Trocknern sei nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu LED-UV.
Anfang Mai wurde die neue Rapida 106-8 SW4+L ALV2 LED-UV FAPC installiert. Der etwas sperrige Name weist auf eine Achtfarben-Maschine mit Wendung für die 4 über 4-Produktion und einem Lackwerk für Dispo- oder UV-Lack, zweifache Auslageverlängerung und vollautomatischen Plattenwechsel hin. Im Zentrum steht jedoch die LED-UV-Technologie, die dem Unternehmen neue Möglichkeiten verleiht. In diesem Zusammenhang hebt Hans Oberbichler aber nicht in erster Linie die schnelleren Durchlaufzeiten hervor, sondern reflektiert viel mehr über das Thema Qualität, gerade in Verbindung mit Naturpapieren: „Kreative erkennen wieder, welche Rolle die Haptik in der Kommunikation spielt und, dass sich damit im Gegensatz zu elektronischen Medien Emotionen transportieren lassen.“
Mit der LED-UV-Technologie bleibt die Haptik der Naturpapiere erhalten, was Agenturen zu schätzen wissen. Hans Oberbichler greift bei dieser Gelegenheit in einen Fundus an Druckmustern und legt einige sehr überzeugende Beispiele auf den Tisch. Hier fallen vor allem die hohe Brillanz und gute Durchzeichnung selbst schwerer Druckformen auf. Bei einem genaueren Blick wird auch sichtbar, dass bei den Drucksachen aufgrund der elastischen Polymerisation der LED-UV-Farben selbst bei einer hohen Farbbelegung der Falz nicht zum Aufbrechen tendiert.
Wobei man die sofortige Aushärtung der LED-UV-Farben bei Oberdruck nicht unter den Tisch kehren möchte. Sie sei aber in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Durch den nahezu vollständigen Verzicht auf Puder konnte man etwa die Effizienz an den Falzmaschinen und dem Sammelhefter deutlich steigern und insgesamt den Reinigungsaufwand im Druck und der Weiterverarbeitung enorm reduzieren. Wenn man diese und weitere Faktoren wie etwa das geringere Risiko des Ablegens im Stapel berücksichtigt, seien die höheren Kosten für die LED-UV-Farben überhaupt kein Thema, das ins Gewicht falle, wie Silvia Oberbilcher nach den vorliegenden Erfahrungen versichert.
Never change a running system
Bei den Verbrauchsmaterialien verlässt man sich bei Oberdruck auf das Starterpaket von KBA, das aufeinander abgestimmte Farben, Wasch- und Feuchtmittel sowie Gummitücher umfasst. „Die Materialien sind ausgetestet und haben uns einen problemlosen Start in das Thema LED-UV ermöglicht“, versichert Hans Oberbichler. Klar könne man an der einen oder anderen Stelle etwas einsparen, was aber meistens auf Kosten der Produktivität der Druckmaschine gehe. Deshalb verlasse man sich gerne auf die Empfehlungen von KBA. Zumal die gesamte Bandbreite an Farben zur Verfügung stehe.
Die LED-Trockner haben ebenso den Ruf teuer zu sein. Aber auch hier gebe es hieb- und stichfeste Argumente, die dies entkräften. Dazu gehöre etwa die Lebensdauer der LED-Trockner, die bei ca. 20.000 Stunden liegt. Herkömmliche UV- oder HR-UV-Trockner bringen es gerade einmal auf 2.000 Betriebsstunden. Alleine schon diese Tatsache rechtfertige den Mehrpreis, gibt Hans Oberbichler zu bedenken und führt den geringeren Energieverbrauch als weiteren Pluspunkt an. Zusätzlich seien die LED-UV-Trockner sofort betriebsbereit und würden keine Abwärme produzieren. Dies kann bei anderen Verfahren zu Problemen wie dem Aufquellen der Gummitücher, Farbnebeln oder dem Auflösen der Farbfolien in den Farbkästen führen und auch die Verarbeitung von temperaturempfindlichen Bedruckstoffen wird nicht gerade erleichtert. Deshalb positioniert KBA HR-UV-Trockner in einem eigenen Turm und umgeht so diese Probleme. Bei der LED-UV-Technologie sei man in der Positionierung der Trockner wesentlich flexibler. Bei Oberdruck ist das vor der Wendung und nach dem Lackwerk. Aus all diesen Gründen gibt man bei KBA mittlerweile der LED-UV-Technologie den Vorzug.