Nicht irgendein Müsli – sondern mein Müsli

Als Max Wittrock zusammen mit zwei Freunden 2005 beschloss, biologisches, ohne Aroma- oder Farbstoffe und mit wenig Zucker versetztes Müsli herzustellen, das zudem auch noch individuell zusammenstellbar sein sollte, hielten das viele möglicherweise für eine ›Schnapsidee‹. Als Heidelberg am 2. April 2014 die Jetmaster Dimension für den 4D-Druck vorstellte, hielten das viele für einen verspäteten Aprilscherz. Doch im Dezember 2015 ist aus der Schapsidee und dem Aprilscherz ein völlig neues Geschäftsmodell entstanden. Von Klaus-Peter Nicolay

Seit nunmehr acht Jahren steht das Passauer Start-up-Unternehmen mymuesli für individuelle Bioprodukte rund um Flocken, Flakes und Früchte. Das mehrfach preisgekrönte Unternehmen hat den Müsli-markt revolutioniert und bietet auf seinen Webseiten heute unvorstellbare 566 Billiarden mögliche Müslimischungen an.

Dass das Konzept im Internet ankommt, kann man aus heutiger Sicht fast schon erwarten. Dass es aber auch bei Ladenlokalen funktioniert, hat selbst Max Wittrock und sein Team überrascht. Die Läden in attraktiven Innenstadtlagen (inzwischen gibt es über 30 in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dem Ursprungsland des Müslis) sind lichtdurchflutet, hell und freundlich. Hier kann aus über 50 Sorten gewählt werden. Und es überrascht geradezu, welche professionelle Vielfalt an Drucksachen in diesen Shops – vom einfachen Aufkleber über Kataloge und Broschüren bis hin zu aufwändigen und fertig konfektionierten Geschenkverpackungen – zu finden ist.

So könnte aber jeder beliebige Laden aussehen. Max Wittrock fehlte die Brücke zum Individuellen. Wenn man in den Läden schon nicht die ganze Fülle an individuellen Müsli-Varianten herstellen kann, müsste doch etwas anderes personalisiert werden können?

Gemeinsam mit Bernd Zipper, Geschäftsführer der zipcon consulting in Essen, wurde die Idee geboren, die Müslidose als Verpackung zu personalisieren. Das Bedrucken von Etiketten und das anschließende Aufkleben schieden aus. Also müsste die Verpackung direkt bedruckt werden. Und hier schließt sich der Kreis. Zipper brachte mymuseli und Heidelberg zusammen und leistete wertvolle Hilfestellung bei der Umsetzung. Denn offene Fragen gab es genug. Eine Druckmaschine in einem Lebensmittelgeschäft? Was sagt das Gesundheitsamt zu diesem Ansinnen? Was ist mit den Tinten? In welchen Sprachen sollen und können die Dosen bedruckt werden?

Müslis, Farbmotive und Grüße
Inzwischen sind diese Fragen geklärt. Seit Beginn des Weihnachtsgeschäfts können Müsli-Fans im mymuesli-Laden in Heidelberg zwischen vier bereits abgefüllten Sorten wählen und deren Verpackung gegen Aufpreis am bereitstehenden Terminal individuell gestalten. Zur Auswahl stehen fünf Motive der Stadt Heidelberg und ausreichend Platz für einen persönlichen Text.

Das Müsli zuerst im Laden probieren, dann auch noch live zusehen können, wie die Dose bedruckt wird, und alles gleich mit nach Hause nehmen, dürfte für viele ein unvergessliches Shopping-Erlebnis sein. Und selbst nachdem das Müsli verzehrt ist, wird diese Dose ganz sicher nicht im Müll landen. 

»Unsere Kunden legen besonderen Wert auf Individualität und Qualität. Sie wollen nicht nur ein Müsli, sie wollen ihr Müsli. Noch nie war es leichter, Familie und Freunde so originell zu überraschen, wie mit der individuell bedruckten mymuesli-Dose. Das ist Echtzeitindividualisierung, die hervorragend zu unserer Philosophie passt und unser Geschäftsmodell bereichert«, sagte Max Wittrock beim Startschuss für die Jetmaster Dimension im mymuesli-Shop in Heidelbergs viel besuchter Hauptstraße.

Höhe x Breite x Tiefe + Druck
Möglich wird dies mit der Jetmaster Dimension, die Heidelberg für die Anforderungen von mymuesli angepasst und als erste Maschine dieser Art direkt in einem Verkaufsraum installiert hat. Die Maschine kann von allen zwölf Mitarbeitern des Shops in Heidelberg bedient werden. 

Das sogenannte 4D-Druck-Verfahren, womit das individuelle digitale Bedrucken dreidimensionaler Objekte mittels Inkjet-Technologie und hochpräziser Robotik gemeint ist, hat Heidelberg vor über einem Jahr für den Schwarz-Weiß-Druck und Anfang November auf der InPrint als Vierfarb-Maschine vorgestellt. Die Maschine kann runde oder zylindrische Objekte mit einem Durchmesser von 10 mm bis 300 mm in einer Auflösung von 360 dpi vierfarbig sowie mit Deckweiß oder Schutzlack bedrucken. Damit können Massenprodukte wie Fuß- oder Golfbälle, Trinkflaschen und andere gekrümmte Oberflächen wie eben Dosen nahezu in Echtzeit personalisiert werden.

Nahezu, denn etwa 20 Dosen in der Stunde sind zwar ausreichend im Müsli-Shop, bei einer wirklich industriellen Anwendung dürften Forderungen nach mehr Geschwindigkeit aber sehr bald auf der To-do-Liste bei Heidelberg auftauchen.

Jenseits des Kernmarktes
Und wenn das Personalisieren der Müsli-Dosen schon in den Läden bei den Kunden gut ankommt, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann sich die Müsli-Fans ihr individuelles Müsli im Internet zusammenstellen, es in der Passauer Müsli-Manufaktur abfüllen lassen und es mit einem eigenen, selbst gestalteten Etikett bedrucken lassen wollen.

Doch nicht nur das. Heidelberg wird sich jetzt sputen müssen, eine Mannschaft aufzubauen, die das enorme Potenzial der Maschine erkennt (es ist bei Heidelberg schließlich auch die Rede von einer größeren Maschi­ne für Dimensionen jenseits eines Fußballs oder einer Dose) und gezielt nach weiteren Anwendungen abseits der klassischen Kernmärkte im Druck sucht, um die Jetmaster Dimension zu vermarkten. Denn hätte Heidelberg mymuesli von sich aus als potenziellen Kunden erkannt?

www.mymuesli.com

 

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