Zeitungen brauchen ein Bündel an Einnahmequellen

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion beim European Newspaper Congress in Wien haben Experten aus der Branche über zukünftige Finanzierungsmodelle für die Branche debattiert. Das „nächste große Ding“, das einige im iPad sahen, erwartet mittlerweile niemand mehr. Stattdessen sollten die Verlage dem Vorbild ihrer angelsächsischen Pendants folgen und experimentieren. Wer in Zukunft überleben will, braucht ein Mosaik aus verschiedenen Einnahmequellen, so die Forderung.

„Eine Lösung gibt es nicht. Für allgemeine Paywalls sehe ich keine Zukunft. Die Medien müssen herausfinden, was sie Einzigartiges bieten können und dafür Geld verlangen. Experimente sind mit das Wichtigste“, sagt George Nimeh vom österreichischen Kurier. Im Gegensatz zu den USA und England passiert im deutschsprachigen Raum noch zu wenig in diese Richtung. „Hier geht die Entwicklung erst los. Jetzt starten überall Testprojekte. Trotzdem hinken wir weit hinterher“, erklärt Digital-Stratege Jochen Wegner. Ein klares Konzept haben aber auch die englischsprachigen Medien noch nicht gefunden.

„Auch die New York Times weiß nicht, ob ihr Modell aufgeht. Trotzdem versuchen sie es. Uns fehlt vielfach der Mut zum Fehler“, sagt Peter Wälty vom Tagesanzeiger. Die meisten Medien im deutschsprachigen Raum setzen derzeit auf Apps und Online-Auftritte, Bezahlmodelle sind noch relativ selten. „Bei uns wird die App-Version bezahlt, die Online-Variante ist weiterhin frei zugänglich, da unsere Reichweitenstrategie bisher gut funktioniert. Content im freien Web abzuschließen, halte ich für schwierig. Nicht ohne Grund sind alle Paywalls löchrig“, sagt Johannes Vogel von der Süddeutschen Zeitung.

Nicht finanzierbar
Ob Journalismus in seiner heutigen Form in Zukunft überhaupt finanzierbar ist, bleibt offen. „Ich glaube nicht, dass Online-Erlöse mehr als 30 Prozent der aktuellen Industrie tragen werden können“, sagt Wegner. Auch der Boom mobiler Endgeräte wird daran nicht viel ändern. „Unsere Kunden haben derzeit Angst vor mobilem Traffic auf ihren Seiten, weil niemand weiß, wie der zu monetarisieren ist“, erklärt der Experte. Der Ausweg aus dieser Misere könnte in einer verbesserten User-Erfahrung liegen. Medien sollen den Lesern über alle Kanäle hinweg einen nahtlosen Auftritt bieten.

Um das zu erreichen, müssten sich allerdings auch die Strukturen in den Redaktionen ändern. Journalisten sollen künftig projektbezogen zusammen mit Technikern und Usability-Experten in Kleingruppen arbeiten, um den User zufriedenzustellen. Die Süddeutsche Zeitung arbeitet bereits an einer solchen Umstrukturierung.

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