UVgel-Technologie: Ganz von der Rolle

Mit der UVgel-Technologie will Canon im großem Still in das Geschäft mit Roll-to-Roll-Großformatdruckern einsteigen. Das erste Produkt dieser neuen Technologie-Plattform ist die Océ Colorado 1640 mit einer Druckbreite von 64 Zoll. Es soll die Vorteile der heute verfügbaren Technologien in einem Gehäuse vereinen und das zu einem attraktive Preis-Leistungsverhältnis. Canon will sich damit etwa 25 Prozent des rund 700 Millionen Euro schweren Marktes für Hardware und Verbrauchsmaterialien sichern.

Mit der Océ Colorado 1640 präsentierte Canon das erste digitale Roll-to-Roll-Großformatdrucksystem mit einer Breite von 64 Zoll auf Basis der neuen UVgel Technologie. Das Unternehmen verspricht damit die unterschiedlichen Vorteile von bestehenden Technologien wie EcoSolvent, Latex und UV zu vereinen. „Bisher musste man als Anwender Kompromisse hinsichtlich Geschwindigkeit, Qualität und Medienauswahl eingehen. Mit der Einführung der Colorado 1640 mit UVgel Technologie schafft Canon ein optimales Gleichgewicht zwischen Qualität, Produktivität, Automatisierung, Anwendungsbandbreite und Betriebskosten“, versichert Mark Lawn, Director, Graphic & Communications Group bei Canon Europe.

Mit der UVgel Technologie hat Canon die Basis für eine Produktplattform für Roll-to-Roll-Anwendungen gelegt, die man in den nächsten Jahren hinsichtlich Format, Farben und Leistungsfähigkeit ausbauen möchten. Zumal das Druckvolumen bei Roll-to-Roll-Anwendungen bis 2020 von 1 Million auf 1,6 Millionen Quadratmeter steigern soll. Damit will man eine ähnliche Marktposition, wie im Flachbett-Bereich mit der Arizona erreichen, von der man in den letzten zehn Jahren etwa 6000 Stück weltweit verkauft hat.

Bahnbrechende Produktivität
Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 159 m2/Std. soll die neue Colorado 1640 ein höheres Tempo als alle anderen bereits im Markt verfügbare Drucksysteme in diesem Segment erreichen und gerade bei der Produktion von Anwendungen wie Plakaten oder Outdoor-Bannern eine hohe Produktivität bieten. Selbst beim Druck in der höchsten Qualitätsstufe für Anwendungen im Innenbereich mit geringem Betrachtungsabstand arbeitet das System mit einer Geschwindigkeit von 40 m2/ Std.

Ein neues Preis-Leistungsverhältnis
Das Gel wird erhitzt und bei Kontakt mit dem Druckmedium sofort fixiert. Dies führt zu einer kontrollierten und präzisen Positionierung der Punkte mit minimaler Tonwertzunahme. Ein Verlaufen des Gels auf dem Druckmedium wird verhindert und der notwendige „Tintenauftrag“ reduziert. Canon spricht hier von einer Einsparung von bis zu 40 %.

Was sich auch positive auf die laufenden Kosten auswirkt und neben der Geschwindigkeit den höheren Preis zu Eco-Solvent und Latex-Systemen von 55.000 Euro rechtfertigen soll. Wer bisher die Limitierungen bei der Leistungsfähigkeit von Eco-Solvent- und Latex-Einstiegssystem hinter sich lassen wollte, musste nämlich tief in die Tasche greifen und bis zu 200.000 Euro für ein Highend-UV-System auf den Tisch legen.

Der Preis für die UVgel-Tinte liegt bei rund 135 Euro/Liter, was mit original Eco-Solvent- oder Latex-Tinten vergleichbar ist – allerdings bei geringerem Verbrauch. Darüber hinaus ist das System durch seine robuste Bauweise auf eine Nutzungsdauer von fünf Jahren ausgelegt. Wenn die Rechnung von Canon aufgeht, soll sich das System ab einem jährlichen Druckvolumen von 8000 m2 rechnen – wobei die Kapazität des Systems mit 100.000 m2 weit darüber liegt.

Um hier an die Grenzen zu gehen, wird der Operator auch durch eine Zwei- Rollen-Automatik unterstützt, mit dem bei der Produktion von gemischten Anwendungen zwischen zwei Medientypen und Formaten ohne manuelle Eingriffe gewechselt werden kann.

Breites Spektrum von Applikationen
Das LED-UV-Härtungssystem bewegt sich unabhängig vom Druckschlitten und ermöglicht so eine gleichmäßige Härtung der Tinten. Dadurch sind die Drucke sofort trocken und fertig zum Veredeln oder Laminieren.

Die Colorado 1640 eignet sich für Unternehmen und Druckdienstleister, die sowohl Innen- als auch Außenanwendungen produzieren. Anwendungen sind beispielsweise Plakate, Banner, Beschilderungen, POS-Material, Plakate, Fenstergrafiken, Aufkleber und individuell angefertigte Tapeten.

Die Verwendung einer LED-Härtung stellt einen minimalen Medienverzug sicher. Somit wird die Palette der bedruckbaren Substrate um dünne und wärmeempfindliche Medien erweitert. Darüber hinaus nutzt die UVgel Technologie keine flüssigen Tinten, was ein Aufquellen von unbeschichteten Medien deutlich reduziert und die Maßhaltigkeit verbessert. So lassen sich etwa gestrichene Offsetdruckpapiere oder Hart-PVC weitgehend problemlos bedrucken. Was bei einigen Anwendungen weitere Kostenvorteile bringt.

Mit der UVgel-Technologie lassen sich umfangreiche Farbräume darstellen – was bisher eine Stärke von Eco Solvent-Tinten war –, jedoch mit dem besseren Umwelt- und Sicherheitsprofil von Latex- und UV-Tinten. UVgel Druckprodukte sind langlebig, farbbeständig und widerstandsfähig gegen die typischen Beanspruchungen, die mit Anwendungen im Außenbereich verbunden sind. Zugleich erfüllen die geruchlosen und VCL-freien Drucke die Umweltstandards für sensible Innenanwendungen.

Die Recycelbarkeit der Uvgel-Tinten ist noch nicht geklärt, aber wie Dirk Brouns, Director, Strategy & Business Development for Industrial & Production Solutions Business Unit, Canon EMEA, im Gespräch mit der Graphische Revue erklärt, wir dies ähnlich problematisch sein, wie bei anderen UV-Drucksystemen. Doch im digitalen Großformatdruck steht die Recyclingfähigkeit aufgrund der Materialvielfalt nicht so im Vordergrund.

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