Zellstoff-Analyse enttarnt Papier aus Tropenholz

Illegal geschlagenes Holz aus Regenwäldern landet außer in Möbeln oft auch in Papier, konnte dort aber bisher kaum nachgewiesen werden. Dank einer Methode, die Forscher der TU Darmstadt mit Kollegen aus Hamburg und Aschaffenburg entwickelt haben, ist dies künftig möglich – und zwar relativ einfach und billig. „Weltweit gibt es erst drei Labors, die Papierzellstoff auf Indizien zu Tropenholzeinsatz überprüfen können. Dazu nötig ist eine mikroskopische Zellanalyse“, erklärt der Darmstädter Papierfabrikations-Experte Samuel Schabel.

Illegale Holzschlägerungen gehören zu den wichtigsten Zerstörern der Tropenwälder und machen rund ein Fünftel der Holzimporte der EU aus. Welcher Anteil der jährlichen Papierproduktion von 400 Mio. Tonnen aus Urwaldriesen wie Teak, Nyatoh und Meranti stammen, ist derzeit unbekannt. Die EU verpflichtet die Hersteller von Papier- und Zellstoffprodukten ab 2013, ihre eingesetzten Holzarten nachzuweisen. Dafür nötig: Eine Bestimmungsmethode für Holzfasern.

Zwei Fasern eignen sich für diesen Nachweis, erklärt Schabel. „Am einfachsten ist die Bestimmung des Lignins, das im Holz die Funktion von Kitt hat. Scheint die Sonne darauf, vergilbt es bald, wie man bei alten Büchern oder Zeitungen aus Billigmaterial sieht.“ Heutzutage wird jedoch bei der Papiererzeugung das Lignin meist herausgekocht, womit diese Infos nicht mehr auffind- und analysierbar sind. „Was übrig bleibt, ist eine zweite Faser – jene des Zellstoffs. Auch diesen kann man nach typischen Hinweisen untersuchen“, so der Experte.

Kinderbücher aus Urwaldriesen
Während die Forscher bei den bisherigen Zellstoff-Untersuchungen nach dem Ausschluss-Prinzip vorgingen – Strukturen, die nicht den erlaubten botanischen Arten zuordenbar waren, galten als Hinweise für Tropenhölzer – soll die Erkennung künftig noch genauer werden. Bis Jahresende 2012 entsteht ein Faser-Atlas für Merkmale von Tropenholz-Zellstoff, der 28 der häufigsten Urwaldriesen-Arten aus Südostasien identifizierbar macht. Weitere Fortschritte liefert eine Zelltyp-Erkennung mittels automatischer Elektronenmikroskop-Bildanalyse.

Im deutschen Handel erhältliches Druckpapier kommt in der Regel aus heimischem Holz, erklärt Schabel. „Zertifikate wie FSC, Euroblume oder der Blaue Engel geben hier Sicherheit. Anders ist die Situation bei Verpackungs- oder Buchpapier. In einer Untersuchung konnten wir zeigen, dass deutlich mehr Kinderbücher aus asiatischem Papier stammen als vermutet, da das Drucken und Binden aus Kostengründen zunehmend dorthin ausgelagert werden.“ Praktisch alle illegal geschlagenen Tropenholzbestände stammen derzeit aus Südostasien.

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