„Bei Tablets sind die Nutzersituationen eher mit Printmedien zu vergleichen als mit Internet oder Mobiltelefonen. Auch Deshalb gibt es unter den Tablet-Produkten meines Wissens weltweit keinen wirklichen Siegeszug. Es handelt sich um Nischenprodukte“, erklärt Medienökonom Heinz-Werner Nienstedt von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Die Hoffnung, dass Tablets die Antwort auf die mangelnde Bezahlbereitschaft im Netz sein könnten, hat sich nicht erfüllt.
„Die Erwartung vieler Medienhäuser, dass Tablets eine radikale Änderung des Nutzerhverhaltens bewirken, ist enttäuscht worden. Im Bereich aktuelle Information ist die Zahlungsbereitschaft der Leser nach unseren Daten vergleichbar mit dem Netz, der subjektive Nutzen wird sogar als geringer empfunden“, so Nienstedt. Trotzdem gibt es gerade in England einige Verlage, die jetzt versuchen, ihre Tablet-Produkte mit Nachdruck in den Markt zu drängen, wie PaidContent berichtet. Times-Newspapers beispielsweise ködert neue Abonnementen mit vergünstigten Google-Tablets.
„Medienhäuser müssen heute sämtliche Nischen der Distribution besetzen. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, die günstigeren Einkaufskonditionen für Tablets an Kunden weiterzugeben, zumal Tablet-Versionen, wenn sie e-papern ähneln, in der Produktion keine großen Kosten verursachen. Am Nischenstatus wird das in den nächsten Jahren aber nichts ändern“, erklärt der Medienökonom.