Kurt Zein – ein Unikat, wie seine Werke

Mitte September ist Kurt Zein verstorben, und damit ist ein ganz Großer seiner Zunft von uns gegangen. Ihm gelang es, die zeitgenössische Original-Druckgrafik auf ein neues Niveau zu heben. 2017 wurde die Druckwerkstatt von Kalina Strzalkowski und Nestor Kovachev übernommen und wird im Geiste von Kurt Zein weitergeführt. Text: Knud Wassermann

Kurt Zein

Ich hatte vor bald 20 Jahren die Gelegenheit, Kurt Zein in seiner Werkstatt im 12. Bezirk in Wien über die Schulter zu schauen und im Anschluss mit ihm bei zwei Flaschen Rotwein über Gott und die Welt und vor allem über die Welt der Original-Druck­grafik zu philosophieren. Ein Abend, der in jeder Hinsicht ­Spuren hinterlassen hat und tief in meinem Gedächtnis verankert ist. Mitte September ist Kurt Zein verstorben, und damit ist ein ganz Großer seiner Zunft von uns gegangen. Bei meinem Besuch erzählte er mir damals: »Ich denke wie ein Künstler und agiere wie ein Handwerker. Beides verzahnt, schafft die Möglichkeit, die Idee eines Künstlers umzusetzen.« Und genau diese Gabe und seine Intuition haben viele Künstler geschätzt – darunter Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Jim Dine, Richard Hamilton und viele mehr. In seiner Werkstatt hat er vergessene Techniken wie die Heliogravüre wieder aufleben lassen, und mit der »Unikatgrafik« hat er ein neues Feld betreten, das auch heute noch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal ist.

Über den Tellerrand hinaus
Kurt Zein hat sein fundiertes Wissen über die Druckgrafik an Kalina Strzalkowski und Nestor Kovachev weitergegeben, die die Druckwerkstatt 2017 übernommen haben. Kalina Strzalkowski hat jahrelang als Assistentin an seiner Seite gearbeitet und hat seine handwerklichen Fähigkeiten und sein Verständnis von Druckgrafik regelrecht aufgesaugt. In der Retrospektive versichert sie, dass er sehr fordernd gewesen sei und einem vieles abverlangt habe. »Was uns Kurt vermittelt hat, war aber nicht nur reine Technik, sondern er hat uns geradezu angespornt, über den Tellerrand hinauszublicken.« Auch ich erinnere mich dunkel daran, dass Zein schon 2003 davon gesprochen hatte, digitale Strömungen in seine Arbeit mit einzubeziehen. »Ich kann ja einem Künstler nicht vorschreiben, wie er zu arbeiten hat. Die Herausforderung für mich ist es, eine Möglichkeit zu finden, wie ich digitale Arbeiten mit meinem Handwerk verbinden kann.« Mit zwanzig Jahren Abstand gewinnt dieses Statement noch größere Bedeutung.

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Große Fußstapfen
Großartig ist, dass es Kalina und Nestor geschafft haben, in die doch enorm großen Fußstapfen ihres Vorgängers zu treten. Die Druckwerkstatt ist nach wie vor eine internationale Anlaufstelle für die Original-Druckgrafik, die von nationalen und internationalen Künstler*innen besucht wird. Dort entstehen wahre Meisterwerke. Gemeinsam werden die Druckformen erarbeitet, wobei man hier wirklich aus dem Vollen schöpfen kann. Auch Kalina und Nestor teilen Zeins Experimentierfreude und pflegen einen sehr offenen Zugang. »Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass man in der Original-Druckgrafik immer wieder etwas Neues entdecken kann und wir unsere Künstler*innen begeistern können«, betont Kalina Strzalkowski und glaubt aufgrund des starken Trends zur Digitalisierung auch an ein Comeback der Original-Druckgrafik, zumal sie auch ein leistbarer Einstieg in die Kunstwelt ist.

www.zeineditions.at

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