Heidelberg: Schreier geht, Dr. Linzbach kommt!

Worüber bereits seit Tagen spekuliert wurde, ist jetzt ist amtlich. Bernhard Schreier, seines Zeichens 13 Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, wird das Unternehmen Ende 2012 verlassen. Als seinen Nachfolger hat der Aufsichtsrat Dr. Gerold Linzbach bestellt.  „Wir freuen uns, mit Dr. Gerold Linzbach einen international erfahrenen Nachfolger gefunden zu haben, um die eingeleitete Neuausrichtung des Unternehmens und die Rückkehr in die Profitabilität weiter voranzutreiben. Dr. Linzbach verfügt über eine langjährige Führungs- und Kapitalmarktexpertise, die dazu beitragen wird, Heidelbergs Weg in der Zukunft erfolgreich fortzuführen.“

Der frühere Chef des Duft- und Aromenherstellers Symrise werde zum 1. September Bernhard Schreier an der Firmenspitze ablösen, teilte Heidelberg mit. Schreier werde den Übergang bis zum Jahresende begleiten und dann das Unternehmen verlassen. Der 56-jährige Diplom-Chemiker Linzbach hatte Symrise 2006 an die Börse gebracht. Der Aufsichtsrat will den Wechsel an der Führungsspitze und der eingeleiteten strategischen Weichenstellung dazu nutzen, um nach vier verlustreichen Jahren wieder in die Gewinnzone zurückzufinden.  Denn die Bilanz von Schreier als Vorstandsvorsitzender ist alles andere als glanzvoll.

Verluste von 900 Millionen Euro angehäuft
Für zwölf volle Geschäftsjahre hatte Bernhard Schreier die Verantwortung. In dieser Zeit sank die Zahl der Mitarbeiter von 24.271 (Geschäftsjahr 2000/2001) auf 15.414 (Geschäftsjahr 2011/2012), also um fast 9000. Einige Tausend gingen mit Geschäften verloren, die aufgegeben oder verkauft wurden, wie die Rollendrucksparte Harris oder das Digitaldruck-Joint-Venture mit Kodak. Rund 5000 Stellen wurden aber in den vergangenen drei Jahren in drei drastischen Sparrunden abgebaut. Der Umsatz halbierte sich in den zwölf Jahren von 5,3 auf 2,6 Milliarden Euro. Alleine in den vergangenen vier Geschäftsjahren mussten Verluste von fast 900 Millionen Euro verkraftet werden.

Die Dimension der Krise unterschätzt
Klar hat die allgemeine Wirtschaftskrise allen Druckmaschinenhersteller schwer zu schaffen gemacht, doch gibt es auch einige Versäumnisse, die auf das Konto von Schreier gehen. Der Ausstieg aus dem Rollengeschäft war sicherlich richtig, doch der Verkauf von Nexpress, dem Digitaldruck-Joint-Venture, war fatal und hat das Unternehmen seiner digitalen Strategie beraubt. Darüberhinaus hat man sich von strategisch wichtigen Beteiligungen im Bereich des Inkjetdrucks getrennt. Jetzt beschränkt man sich weitgehend auf den Vertrieb von Digitaldrucksystemen von Ricoh, die unter dem Linoprint-Label vermarktet werden. Den Markt für Digitaldrucksysteme dominieren heute andere.

 

Was man Schreier wirklich anlasten kann ist die Fehleinschätzung über die Dimension der Abwärtsbewegung im internationalen Druckmaschinengeschäft. Was Schreier auch kürzlich gegenüber der Financial Times eingeräumt hat. Mit dem kürzlich eingeleiteten  Stellenabbau sollen die Kosten so weit drücken, dass künftig schon bei einem Umsatz von knapp 2,4 Mrd. Euro Gewinne möglich werden. Ob dies ausreicht ist mehr als fraglich, denn die Nummer Zwei im Druckmaschinenbau, KBA, erreicht bei einem Umsatz von knapp 1,2 Mrd. Euro und etwas mehr als 6000 Mitarbeitern gerade die Gewinnzone. Schreier hat sich als Heidelberg-Urgestein sichtlich schwer getan die entsprechenden Schritte zu setzen. Während man die Auseinandersetzung mit dem Betriebsrat in Deutschland scheute, hat man sich beim Stellenabbau zuerst auf das Vertriebs- und Servicenetz konzentriert. Wie sich dann die Krise verschärfte kam man nicht mehr um einen Abbau in der Produktion und Verwaltung herum. Aufgrund des hohen personellen Aderlass der letzten Jahre ist auch die Arbeitnehmerseite etwas ungeduldiger geworden und fordert seit einiger Zeit eine Ausweitung der Geschäftsfelder, um die Beschäftigung zu sichern. Diese Aufgabe wird jetzt Dr. Linzbach übernehmen, seine Aufgabe wird es sein dem Unternehmen wieder eine langfristige Perspektive zu verleihen.

 

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