Bekommt Heidelberg einen neuen CEO?

Wie die Rhein-Neckar-Zeitung aus verschiedenen Quellen erfahren haben will, könnte der Mitte kommenden Jahres auslaufende Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Bernhard Schreier nicht verlängert werden. Eine formale Entscheidung dürfte bei der nächsten Aufsichtsratssitzung fallen, sie findet am Donnerstag, 26. Juli, morgens vor der Hauptversammlung statt. Schreier ist 58 Jahre alt, eine nochmalige Verlängerung seines Vertrages wäre also problemlos möglich.

Solange der ehemalige Bertelsmann-Chef Mark Wössner Vorsitzender des Aufsichtsrats war, hatte Schreier mehr oder weniger freie Hand bei der Führung des Unternehmens. Seit Robert J. Koehler, Vorstandschef der SGL Carbon AG, das Amt nach der letzten Hauptversammlung übernommen hat, soll die Kontrolle deutlich verstärkt worden sein. Es heißt, dass Koehler umfangreichere strategische Weichenstellungen für Heideldruck als den erfolgten Umbau der Konzernstruktur mit einer veränderten Aufgabenverteilung im Vorstand fordert. Koehler kennt sich in diesem Metier aus – bevor SGL Carbon aus dem Hoechst-Konzern ausgegliedert wurde, war er Konzernstratege bei dem ehemaligen Frankfurter Chemie-Riesen. Selbst die Arbeitnehmerseite, die immer hinter Schreier stand, ist etwas ungeduldiger geworden und fordert seit einiger Zeit eine Ausweitung der Geschäftsfelder, um die Beschäftigung zu sichern.

Schreier ist ein Heideldruck-Urgestein. Schon der Vater arbeitete bei der „Schnellpresse“. 1975 war Bernhard Schreier als Ingenieur-Student der Berufsakademie zum Unternehmen gekommen. Nach verschiedenen Stationen als Montage- und Produktionsleiter wurde er 1995 stellvertretendes Vorstandsmitglied und im Oktober 1999 als Nachfolger von Hartmut Mehdorn Vorstandsvorsitzender. Wenn man nur die Zahlen betrachtet, ist die Bilanz von Schreiers bisheriger Amtszeit wenig glanzvoll. Für zwölf volle Geschäftsjahre hatte Bernhard Schreier die Verantwortung. In dieser Zeit sank die Zahl der Mitarbeiter von 24.271 (Geschäftsjahr 2000/2001) auf 15.414 (Geschäftsjahr 2011/2012), also um fast 9000. Einige Tausend gingen mit Geschäften verloren, die aufgegeben oder verkauft wurden wie die Rollendrucksparte Harris. Rund 5000 Stellen wurden aber in den vergangenen drei Jahren in drei Sparrunden abgebaut.

Der Umsatz halbierte sich in den zwölf Jahren von 5,3 auf 2,6 Milliarden Euro. In sechs Geschäftsjahren wurde Gewinn erwirtschaftet, insgesamt 1,1 Milliarden Euro. In ebenfalls sechs Geschäftsjahren wurde ein Verlust erwirtschaftet, insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Alleine in den vergangenen vier Geschäftsjahren mussten Verluste von fast 900 Millionen Euro verkraftet werden. Dabei traf die schwere Branchenkrise andere Unternehmen noch brutaler. Der direkte Konkurrent Manroland musste sogar in die Insolvenz gehen.

Die vorläufigen Zahlen für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres 2012/2013, das am 1. April begann, sind ebenfalls nicht gut. Der operative Verlust wurde im Vergleich zum Vorjahresquartal mehr als verdoppelt, der Umsatz war leicht rückläufig. Positiv schlug jedoch der um 30 Prozent höhere Auftragseingang zu Buche. Infolge der Branchenmesse Drupa wurden die höchsten Bestellungen seit vier Jahren notiert – seit der letzten Drupa. Aber auch der Auftragseingang konnte nicht die Erwartungen aller Analysten erfüllen, weil der Auftragseingang im Schnitt in früheren Drupa-Quartalen höher gewesen war.

Für den weiteren Verlauf des Jahres rechnet das Unternehmen mit besseren Geschäften und einem deutlich positiven Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Im nächsten Geschäftsjahr soll dieser Wert 150 Millionen Euro erreichen, auch unterm Strich soll wieder ein Jahresüberschuss erzielt werden.

Ob Bernhard Schreier die Zeit erhält, das Ende der Krise und den Erfolg der Sparrunden als Vorstandsvorsitzender zu erleben, ist offen.

Quelle: Rhein Nekar Zeitung

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